Die Orgel in der Eferdinger Stadtpfarrkirche feiert ihr 100-jähriges Jubiläum
Am 12. Oktober 1913 wurde die neue Orgel der Stadtpfarrkirche eingeweiht
Man kann davon ausgehen, dass erst geraume Zeit nach Fertigstellung des Kirchenbaues um 1510 darin eine Orgel aufgestellt wurde. Wann genau das war, wird sich, wenn überhaupt möglich, nur mehr schwer feststellen lassen.
Einen ersten gesicherten Hinweis auf eine Orgel in der Stadt-pfarrkirche Eferding gibt ein „Kostenanschlag“ des Orgelmachers Matthäus Höfer aus dem Jahre 1846. Darin vermerkt er, dass er im Falle eines Orgelneubaues aus Kostengründen große Teile des Pfeifenmaterials der damals bereits bestehenden Orgel wieder verwenden möchte. Wann diese „bereits bestehende Orgel“ gebaut wurde ist bis heute nicht bekannt. Aus oben erwähnten „Kostenanschlag“ geht jedoch hervor, dass diese Orgel 940 Pfeifen hatte, verteilt auf 15 klingende Register. Gespielt wurde auf 2 Manualen und Pedal. Spiel- und Registertraktur waren mechanisch.
Matthäus Höfer erhielt den Auftrag und baute 1848 eine doch schon wesentlich größere Orgel mit 1602 Pfeifen verteilt auf 23 Register gespielt auf 2 Manualen und Pedal mit rein mechanischer Spiel- und Registertraktur.
Orgelmacher Anton Hanel aus Linz hat die Höfer-Orgel 1863 um 4 Register erweitert und sie gleich-zeitig einer gründlichen Überarbeitung unterzogen. Im Herbst 1900 hat Leopold Breinbauer sen. aus Ottensheim dieses Instrument „gründlich repariert“. Danach schreibt er an das Bischöfliche Ordina-riat in Linz u.a. „ …. daß dieses alte Werk (nämlich die Höfer-Orgel; Anmerkung des Verfassers) einer tüchtigen Werkstätte entstammen muß, denn es ist eine seltene Erscheinung, daß erst nach so vielen Jahren eine so bescheidene Reparatur als nothwendig erscheinet.“
Am 4. November 1912 erteilte das Bischöfliche Ordinariat Linz die Erlaubnis zu einem Orgelneubau, mit dessen Durchführung Orgelbaumeister Leopold Breinbauer sen. betraut wurde. Die neue elektro-pneumatische Orgel hat 1956 Pfeifen verteilt auf 33 klingende Register mit 2 Manualen und Pedal.
Am 12. Oktober 1913 wurde die neue Orgel geweiht. Die Kosten für den Neubau betrugen 9.800 Kronen und wurden zur Gänze vom „Kirchenverschönerungsverein Eferding“ aufgebracht. Aus Kostengründen wurde für den Neubau wieder ein großer Teil der Pfeifen der Höfer-Orgel verwendet. Herr Josef Gruber, Orgellehrer an der katholischen Privatlehrerbildungsanstalt in Linz, kollaudierte das neue Instrument und schrieb im Kollaudierungsprotokoll: „ …. daß diese neue Orgel in allen Teilen bestens gelungen ist und dem hochwürdigen Bauherren, der Stadtpfarrgemeinde von Eferding und nicht minder dem hochstrebenden Orgelbaumeister gratuliert werden kann. Eine solche Orgel möge vortrefflich zur Verherrlichung Gottes, zur Erbauung der Gläubigen und zur Verschönerung der „musica sacra“ dienen.“ Nach nur ganz wenigen kleineren Reparaturen wurde 1978 die Orgel gründlich gereinigt und etwas höher gestimmt.
Zur Gottesdienstübertragung aus Eferding in ZDF und ORF im Jahre 2005 wurde die Orgel vorher durch Orgelbaumeister Reinhold Humer aus Peterskirchen abermals einer größeren Sanierung unterzogen. Sie gilt heute bereits als historisches Instrument und typisches Zeugnis für oberösterreichische Orgelbaukunst am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Text: Ernst Raab