Studienreise 2025: Toskana

Anreise & Ankommen – 800 Kilometer Gemeinschaft
Nach einer langen, aber kurzweiligen Busfahrt erreichten wir unser Hotel in Montecatini.
Unterwegs wurde gesungen, gelesen, geschlafen, sich bewegt – und vor allem: die Gruppe kennengelernt. Denn manche sind jedes Jahr bei der Studienreise dabei, manche zum ersten Mal. Von Klaus, unserem Busfahrer, erfuhren wir aus erster Hand, wie fordernd und oft wenig wertgeschätzt sein Beruf ist – ein wertvoller Einblick in einen anstrengenden Arbeitsalltag.
Florenz – Die Wiege der Renaissance
In Florenz standen große Namen und Bauwerke im Mittelpunkt, die uns Claudia, unsere Reisebegleiterin und Übersetzerin, sehr detailgetreu näher brachte.
• das religiöse Zentrum mit Dom, Baptisterium und dem imposanten Giotto-Campanile
• die weltberühmte Ponte Vecchio und die Uffizien
• viele beeindruckende Piazzas und Palazzis
• Spuren von Leonardo da Vinci bis Michelangelo
Auch richtig vollbesetzte Straßenbahnen in Florenz lernten wir kennen. Ein Tag voller Marmor, Geschichte, Sonne, Gelati – und unzähliger Fotos
Und doch bleibt die Frage: Wer arbeitete in der Renaissance für wen? Wer konnte sich Kunst leisten – und wer nicht?
In Siena waren es die 17 „Contraden“ – also Stadtteile mit starker Nachbarschaftskultur – die uns beeindruckten: Gemeinschaft statt Vereinzelung und generationsübergreifendes Leben durch Markenzeichen wie Nashörner, Gänse und co. Der Palio di Siena ist eines der härtesten Pferderennen der Welt, das auf dem Piazza del Campo jedes Jahr zwischen den Contraden ausgetragen wird.
San Gimignano begeisterte mit seiner Silhouette aus mittelalterlichen Türmen – früher Ausdruck von Macht und wirtschaftlichem Einfluss –, die einen atemberaubenden Ausblick über die toskanische Hügellandschaft boten.
Und dann noch unser Guide Gerhard, bei dem unsere Kopfhörer heiß gelaufen sind, und das nicht wegen den Temperaturen.
Den Abend verbrachten wir im wunderschönen Montecatini Alto. Eine seit 1898 existierende Standseilbahn und älteste Italiens, wurde zwar modernisiert – aber im alten Flair – brachte uns bei Steigungen von mehr als 38% auf den Berg hinauf und wieder hinunter.
Empoli & Vinci– Gesellschaft, Geschichte & Glas
Ein besonders informativer Tag:
• Wir diskutierten mit lokalen Verantwortlichen der Gewerkschaft CGIL über das aktuelle Referendum in Italien zu Arbeitsrecht und Staatsbürgerschaft, das genau an diesem Wochenende stattfand.
• Wir erhielten Einblicke in die Städtepartnerschaft zwischen Empoli und St. Georgen an der Gusen – als Erinnerung daran, dass Arbeiter aus Empoli nach Gusen bzw. Mauthausen deportiert wurden.
• Manchmal reicht ein Lied, um zu kommunizieren: Bella Ciao gemeinsam mit den Vortragenden zu singen, hat alle tief bewegt.
• Wir beschäftigten uns mit der Geschichte der (Industrie-)Glasproduktion des bekannten grünen Glases mit Weidengeflechten, in denen der Wein vor und nach dem 2. Weltkrieg abgefüllt wurde. Ein wichtiger Wirtschaftszweig damals
• Wir besuchten Leonardo da Vincis Geburtsort „Vinci“ und das Museo Leonardiano mit seinen Modellen und Zeichnungen
• Und wir genossen den Abend bei einem stilvollen Gemeinschaftsessen im Agriturismo il Piastrini.
Pistoia & Prato – Gewerkschaftliche Geschichte und Gegenwart
In Pistoia hörten wir von den Anfängen der italienischen Gewerkschaftsbewegung – als Frauen barfuß im Fluss Arno Reis wuschen, wie Sklavinnen behandelt wurden und begannen, sich gegen die Ausbeutung zu organisieren. Das Lied La Lega erzählt davon.
In Prato beleuchteten wir die komplexen Realitäten globaler Textilproduktion:
„Made in Italy“, aber gefertigt von rund 50.000 chinesischen Zuwander:innen die in „China Town“ von Prato leben. Mit billigen Stoffen aus Asien, jedoch innerhalb einer Woche wird jede beliebige Stückzahl in ganz Europa geliefert. Händler:innen aus ganz Europa holen sich hier die Ware – ganz legal mit dem Etikett „Made in Italy“.
Gemeinschaft & Ausklang
Neben der Kirche von Santa Lucia – in Empoli, der Partnerstadt von Ebensee – feierten wir eine Outdoor-Liturgie unter dem Motto:
„Mit dem Herzen sprechen“ – und sich berühren lassen, liebevoll von unserer Liturgiegruppe und dann spontan auf die Gegebenheiten adaptiert.
Abends noch ein Sprung in den Pool, ein letztes Abendessen – und am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen.
Fazit
Diese Studienreise war mehr als ein Kulturprogramm.
Sie war ein gemeinsames Unterwegssein, ein Blick auf die Arbeitswelt, gelebte Erinnerungskultur und viele bereichernde Gespräche.
Sie hat uns erinnert:
Gewerkschaftliche Errungenschaften sind erkämpft. Solidarität ist lernbar. Gesellschaftliche Verantwortung beginnt mit Hinschauen.
Danke an alle, die dabei waren – wir freuen uns schon auf das nächste gemeinsame Abenteuer!